Ikigai — Der Grund, warum ich aufstehe
Internationale Jugendfesttage 2024 in Konstanz
In der heutigen Zeit scheint es mir wichtig, dass man sich die Frage stellt,
warum man am Morgen eigentlich aufsteht.
Genau das haben wir auf der weltweiten Jugendtagung, die über Pfingsten in Konstanz stattfand, getan.
Die Idee, eine Jugendtagung bei uns in Konstanz zu machen, kam mir zunächst nur wie ein weiterer verrückter Einfall unserer Pfarrerin Frau Gerhard vor. Ursprünglich wollten wir mit Jugendlichen aus unseren Nachbargemeinden Zürich und Überlingen einen Jugendkreis begründen. Bei der letzten großen Jugendtagung setzten wir uns alle, die wir aus unseren drei Gemeinden da waren, nach dem Abendessen einmal zusammen. Nach diesem kleinen Treffen war deutlich zu spüren gewesen, dass etwas in die Welt gekommen war. Wir waren voller Freude über die Idee unseres Jugendkreises. „Und dann können wir ja schauen, ob wir vielleicht die nächste Tagung bei uns in Konstanz organisieren“, hieß es.
Auf der Heimfahrt unterhielten wir uns bereits erstmals über mögliche Themen. Schon dort stand das Wort Ikigai mit der Frage, warum ich aufstehe, im Raum, das wir alle noch gar nicht kannten.
Etwa drei Wochen später kam schon die Nachricht, dass die nächste große Jugendtagung nun wirklich in Konstanz stattfinden soll. Weitere drei Wochen später hatten wir unser erstes Vorbereitungstreffen. Wir waren noch immer voller Freude und jetzt auch voller Tatendrang, auch wenn wir noch keine konkreten Vorstellungen hatten und nicht genau wussten, wie und wohin.
Die ganze Vorbereitung war ein fast einjähriger Prozess, der sich steigerte, vor allem in der Intensität und der Anstrengung. Was während dieses Prozesses bei uns Vorbereitern aber auch wuchs, waren unser Zusammenhalt und viele wertvolle Freundschaften. Neben unzähligen Momenten, in denen wir das Gefühl hatten, der Vorbereitung einer solchen Sache nicht gewachsen zu sein, erlebten wir auch Momente, in denen wir beispielsweise spätabends kakaotrinkend auf dem Sofa saßen und herzlich lachten, oder solche, in denen unsere einzige Sorge war, von einem Schneeball getroffen zu werden.
Die Vorfreude wurde immer größer, mit ihr aber auch die Liste der Dinge, die getan werden mussten. Bei den letzten Treffen saßen wir manchmal, uns durch diese Liste durcharbeitend, bis spät in die Nacht hinein am Schreibtisch. Als es dann so weit war, fühlte es sich surreal an, dass all diese Leute zu unserer Tagung hier nach Konstanz gekommen waren und dass diese durch unsere eigenen Hände vorbereitet worden war.
Wir durften gemeinsam singen und tanzen, die Menschenweihehandlung und das Pfingstfest feiern, interessante Vorträge hören, an Workshops teilnehmen und viele weitere schöne Dinge erleben und einander dabei begegnen. Das Highlight der Tagung war ein langer, witziger bunter Abend in Form einer Zugfahrt, bei dem wir alle nochmals ganz viel lachten. Am letzten Morgen gab es ein Abschlussplenum, in dem ganz viele Sätze, die auf der Tagung gelebt hatten, aus verschiedenen Mündern noch einmal aufklangen.
Diese ganzen Impulse unserer Tagung, die Gemeinschaftsgedanken und auch das Gemeinschaftsgefühl leben jetzt verstreut auf der Welt, in den Herzen der ganzen Teilnehmenden, die nun vielleicht ein bisschen mehr darüber wissen, warum sie morgens aufstehen und tragen von dort aus hoffentlich zum Frieden in der Welt bei.
Beim letzten Vortrag wurde uns beschrieben, wie eine Idee zu einem Ideal wird, wenn man beginnt, sich in sie zu verlieben. So war es bei uns auch gewesen: wir hatten uns so in die verrückte Idee unserer Jugendtagung in Konstanz verliebt, dass sie uns zum Ideal, ein Stück weit zum Grund für unser morgendliches Aufstehen wurde.
Zu den Dingen, die ich von der Tagung und dem Prozess der Vorbereitung mitnehmen darf, gehören ganz viele Begegnungen und neuer Mut und neue Zuversicht. Auch ein Bewusstsein dafür, was man mit ein paar Händen alles schaffen kann, wenn man den Willen aufbringt, wurde mir ganz neu geschenkt. Denn hätte mir ein Jahr zuvor jemand gesagt, dass wir wirklich erfolgreich eine wunderschöne Jugendtagung in Konstanz feiern konnten, bei der gar nicht so viel schief ging und auf die wir alle mit großem Stolz und viel Dankbarkeit zurückschauen können, hätte ich ihn wahrscheinlich mehr belächelt als ihm geglaubt.
Für die Vorbereiter und die ganze Tagungsgemeinschaft
Magdalena Magaya, Konstanz