Liebe Lesende,
wissen Sie wie man einem Schwerhörigen ein Schaf verkauft? Ihre Antwort lautet jetzt wahrscheinlich „Nein wie denn?“ und jetzt müssen Sie sich einen Jugendlichen vorstellen, der Ihnen laut ins Ohr brüllt: „WOLLEN SIE EIN SCHAF KAUFEN?“
Dieser Witz war ein Running Gag bei den Jugendgottesdiensten zu Himmelfahrt. Von Mittwoch bis Sonntag trafen sich in den Stuttgarter Gemeinden (Mitte und Nord) viele Jugendliche aus ganz Deutschland, drei Rumänen und drei Luxemburger, um gemeinsam die Menschenweihehandlung zu feiern.
Trotz aller notwendigen Hygienemaßnahmen haben wir es in dieser Zeit geschafft eine Gemeinschaft zu bilden, die sich gegenseitig bekräftigt hat, so dass wir alle mit einem großen Rucksack voll Zuversicht und Lebensfreude in den weiteren, doch immer wieder schnöden Alltag gehen konnten. Nach den Menschenweihehandlungen gab es jeweils einen Beitrag zur religiösen Vertiefung, in dem wir uns mit den folgenden Themen auseinandergesetzt haben: „Natur im Wandel – vom bewußten Umgang mit der Erde“ – „Selbstbestimmung – eine Gratwanderung“ und „Der Traum vom Wir – gemeinsam Zukunft schaffen“. Über der Reihe der thematischen Jugendgottesdienste stand als Motto: „Tatzeit Jetzt – Wandlungsträume leben“. Schon allein, dass wir es trotz aller Widerstände geschafft haben, Jugendliche nach einem Jahr der Entbehrung zusammen zu bringen, zeigt was Tatzeit Jetzt bedeutet. Wir haben nicht gesagt „es wäre doch schön wenn…“, oder „man müsste mal…“ Nein, wir haben alle einen Traum oder einen Wunsch gehabt, was in dieser Zeit das Beste zu tun sei. Und gemeinsam haben wir den Traum gelebt und nicht gesagt – wir warten auf bessere Zeiten sondern wir haben es genau Jetzt gemacht, weil es jetzt gebraucht wurde.
Im Orgateam waren wir immer im tiefsten Inneren überzeugt, dass das was wir tun, Unseres war und ist. Es gab einige laute Stimmen im Umkreis, die gesagt haben, dass das was wir machen falsch und leichtsinnig sei. Es gab auch die, die gesagt haben, dass was wir machen sei total richtig. Aber das Wichtige ist, dass wir versucht haben, auf unser Wahrheitsgefühl zu vertrauen und so etwas geschaffen haben, das uns alle tief berührt hat. Ich habe mich mit vielen Teilnehmenden unterhalten und wir sind uns alle einig: so viel wie in dieser Woche haben wir schon lange nicht mehr gelernt. Auch beim Abschlusskreis wurde deutlich wie dankbar wir sind, endlich mal wieder für ein paar Augenblicke Mensch sein zu dürfen: Laut zu lachen, uns aufeinander zu zu bewegen, uns aufeinander einzustimmen, tiefgründige Gespräche zu führen und uns mit uns selbst auseinanderzusetzen.
Unsere Generation wird in der Zukunft vieles in Ordnung bringen müssen, was heute durch die Politik unserer Tage durcheinandergebracht hat. Und diese Jugendgottesdienste waren die gegenseitige Versicherung: wir sind nicht allein und wenn wir immer wieder aufs neue versuchen, unsere Taten in Wahrheit und Liebe zum Handeln zu vollbringen, werden wir unseren Weg und unsere Menschen finden, mit denen wir eine lebenswerte Zukunft schaffen wollen und können.
So werden wir ab jetzt versuchen unsere Wandlungsträume zu leben und wollen auch Ihnen Mut zusprechen, das zu tun, wovon Sie im tiefsten Innern wahrhaft überzeugt sind.
Im Namen der gesamten Jugendgottesdienstgemeinschaft
Charlotte und Christoph Handwerk